Teil I
eine Öffentliche Angelegenheit
Briefe von Carl Gibson an Herta Müller und Richard Wagner.)
von freier Meinungsäußerung, „Pressefreiheit“ und indirekter Zensur –
Eine Debatte über „moralische Integrität“ und Wahrheitsfindung
ausgelöst durch einen „Offenen Brief“ und der unterdrückten Antwort darauf
im Kontext der Nominierung Herta Müllers für den Literaturnobelpreis.
Dort, wo die Lüge die Lüge stützt,
wird die Lüge zur Wahrheit.
Lassen wir es nicht zu, dass aus den vielen kleinen Lügen wieder große Lügen werden, jenseits von Ethos und Moral.
Zentrale der Rumänischen Kommunistischen Partei (RKP)
des Diktators Nicolae Ceausescu in Temeschburg (Timisoara)
Noch 1984 appellierten Herta Müller, Richard Wagner (als Mitglied) und weitere Literaten an die Partei und forderten Privilegien ein, u. a. Westreisen, während Herta Müller gerade in der BRD bzw. in Paris weilte.
Sitz und Folterkammer der "Securitate" am Leontin-Salajan-Boulevard in Temeschburg.
Wir Oppositionellen und Regimekritiker saßen mehrach unten in den Arrestzellen, bevor wir ins Gefängnis Popa Sapca nebenan eingeliefert wurden. (Nach der SLOMR-Gründung)
Am 21. Mai Anno Domini 2008 konnte
ich zum ersten Mal ein gedrucktes Exemplar der „Symphonie der Freiheit“
in den Händen halten. Wenige Tage später durchblätterten Freunde das Buch, gute
Bekannte, die an der Veröffentlichung mitgewirkt hatten. Erste
Rezensionsexemplare wurden verschickt. Natürlich war ich neugierig, wie die
ersten Reaktionen ausfallen würden, wie andere das Buch, in dem ich alles
gegeben hatte, was mir in der knappen Zeit von zweieinhalb Jahren
ununterbrochener Arbeit möglich war, aufnehmen würden.
Wie würde die andere Seite reagieren,
die angegriffene und bloßgestellte?
Nein, nicht die Rumänische
Kommunistische Partei, nicht ihr Bluthund, die Securitate, denn diese gab es
offiziell überhaupt nicht mehr, sondern ihre „moralischen Stützen“, die inzwischen mit gewandeltem Antlitz und
neuer Gesinnung in der Bundesrepublik lebten.
Teile der einstigen so genannten Aktionsgruppe Banat und des „Adam-Müller-Guttenbrunn-Literaturkreises“
in Temeschburg, namentlich Herta Müller und Richard Wagner, waren in einigen
Kapiteln meiner „Symphonie der Freiheit“
als Nutznießer und willfährige Träger des totalitären Systems in Rumänien
ausgemacht und eben als solche auch kritisiert worden. Jetzt saßen sie fast an
der Quelle. Wie reagierten sie darauf?
Und reagierten sie überhaupt – oder wollten sie keine schlafenden Hunde
wecken, um womöglich viel Gras über die unbequemen Fragen und
Unerquicklichkeiten von gestern und vorgestern wachsen zu lassen?
Wie äußern sich die beiden dazu?
Was sagen Herta Müller und Richard Wagner zu den besagten Kapiteln in der
Symphonie, wo ihre moralische Integrität in Frage gestellt wird und wo sie
aufgefordert werden, die für „Dissidenz“ erhalten Preise zurückzugeben?
Das fragte mich ein Schriftsteller
aus der großen Schar der Betroffenen, die in den letzten Jahren unter der
Vormachtmachtstellung Herta Müllers in der bundesdeutschen Literaturszene viel
zu leiden hatten. Der Schriftsteller, der vorerst anonym bleiben will, war der Auffassung,
in meiner Darstellung der
Aktionsgruppen-Thematik sei erstmals eine „objektive“ Charakterisierung der
Materie erfolgt.
„Es gibt noch keine direkte Reaktion“, antwortete ich ihm Mitte Juli 2008. Bis auf die vier
kurzen Beiträge, die William Totok für den Radio-Sender Freies Europa gemacht
hatte, gab es zu jenem Zeitpunkt noch keine nennenswerte Symphonie-Rezeption.
Totoks Symphonie-Besprechungen in rumänischer Sprache, garniert mit einigen
Interview-Statements des Autors zur Gesamtmaterie
SLOMR, Genese und Intention, wurden am 1., 2., 3. und 4. Juli 2008 nach
Rumänien ausgestrahlt, wenige Wochen bevor der US-Sender RFE seine Sendungen in
das inzwischen in die EU aufgenommene osteuropäische Land für immer einstellen
sollten.
Während ich im Begriff war, in einem
„Offenen Brief an den Direktor des
Senders RFE/RL, Jeff Gedmin“, zu protestieren, die Angelegenheit kursierte
seinerzeit mehrfach im Internet in englischer Sprache, wurde ich auf einen „Aufschrei der Gerechten aus Berlin“ –
wie es andere Schriftsteller charakterisierten – aufmerksam.
Richard Wagner hatte sich im Sender
Radio Freies Europa zur Spitzel-Entsendung nach Berlin geäußert – und
unmittelbar darauf folgte der „Offene
Brief von Herta Müller“ an den Leiter des Rumänischen Kulturinstituts (RKI)
Horia Patapievici, der im Juli 2008 in der Online-Ausgabe der „Frankfurter Rundschau“ abgedruckt
wurde.
Kurz darauf stieß ich im Internet auf
die Online-Version des Aufschreis von Herta Müller – und staunte!
Denn neben der – aus meiner Sicht –
höchst deplatzierten moralischen Entrüstung fiel mir, dem langjährigen
PR-Spezialisten, eine selbst inszenierte
Werbung auf, eine Aktualisierung des alten Verfolgungsmythos durch ominöse
Kräfte.
Die FR war sich nicht zu schade,
diese kleine Image-Kampagne als Randglosse einfach so mitzuliefern, vielleicht
weil für beide Seiten auch finanzielle Interessen nicht zu ignorieren sind, ohne zu bedenken, dass auf diese Weise
objektive Botschaft und billiger Marketing-Gag miteinander vermengt werden –
und dies zu Lasten einer sauberen Journalistik.
Herta Müller stellte – wie so oft – eine subjektive Aussage in den Raum, ihren subjektiven Eindruck,
sie sei in Frühjahr 2008 in der
rumänischen Hauptstadt Bukarest verfolgt worden – wie suggeriert wird von
Mitarbeitern der alten „Securitate“ oder der neuen Geheimdienstes SRI.
Niemand konnte und wollte diese „subjektive Wahrnehmung“ oder „bloße
Behauptung“ überprüfen.
Niemand von der FR hinterfragte diese angebliche Verfolgung, da man sich
bereits an die generelle Aussage von Herta Müller gewöhnt hatte, sie sei vor
ihrer Ausreise in die BRD von der Securitate Ceausescus Jahre hindurch verfolgt
worden.
Dabei hätte jedermann, der sich des
gesunden Menschenverstands bedient, auffallen müssen, dass ein tatsächliches Opfer eines totalitären Systems oder des
Repressionsapparates einer Diktatur niemals freiwillig an die frühere
Folterstätte zurück kehrt, schon gar nicht, um literarischen Zwecken nachzukommen.
Kritischen Journalisten, die auf das
Verifizieren von Fakten Wert legen, hätte in diesem Kontext auffallen müssen, dass eine deutsche Zeitung mehr oder weniger
bewusst Legenden in die Welt setzt und
damit die historische und gegenwärtige politische Realität und somit die
Wahrheit verfälscht.
Interessierte die Wahrheit überhaupt?
Oder ging es nur darum, via
Meinungsbildung bestimmte Interessen durchzusetzen?
Wurde eine Materie seitens der Presse
gezielt instrumentalisiert?
Um es vorwegzunehmen: Im „Fall
Herta Müller“ sollte ich in den folgenden zwei Jahren öffentlicher
Auseinandersetzung eine einseitige Presseberichterstattung erleben, wie ich sie
in der BRD nie für denkbar und möglich gehalten hätte:
Den unkritischen Journalismus erlebte
ich in Reinkultur, wobei einzelne große deutsche Tageszeitungen und Magazine
sich eindeutig auf die Seite von Herta Müller schlugen und alle Gegenpositionen
mit Macht und den zur Verfügung stehenden Mitteln abwürgten.
Für den Zeitzeugen (in mir), der bestimmte Realitäten selbst erlebt
hatte, war das ein schwerer Schlag, eine bittere Erfahrung, die das individuelle
Demokratieverständnis erschütterte. Für den ethisch ausgerichteten Philosophen
hingegen war es eine Katastrophe.
„Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen“,
Die höchst emotionale
Auseinandersetzung mit dem „Offenen
Brief von Herta Müller“ an die Adresse des Direktors des Rumänischen
Kulturinstituts in Bukarest Horia Patapievici kostete mich ein volles
Wochenende – und noch ein paar Tage danach, nachdem ich feststellen musste,
dass die sonst recht liberal auftretende „Frankfurter
Rundschau“ meinen „Offenen Brief“ als Antwort an Herta Müller
weder online nach in der Druckausgabe veröffentlichte, sondern ihn schlicht und
einfach unterdrückte.
Wozu Gegenstimmen?
Veröffentlicht wurde hingegen ein
stützendes Pro!
Das Herausfiltern und Nichtveröffentlichen von kritischen
Leser-Zuschriften sind gute Mittel, objektive Daten, Fakten zu verfälschen und
die Meinung je nach Interessenlage zu manipulieren – auch in einer Demokratie.
Die Tatsache, wie die FR eine Art indirekter Zensur praktizierte, irritierte mich
gewaltig. Selbst mein persönlicher Kontakt zur Chefredaktion brachte
nichts. Aus welchen Gründen auch immer: Die FR lehnte es definitiv ab, meine
faktische Gegendarstellung im Internet zu publizieren oder in der Druckfassung
der Tageszeitung. Vielleicht, weil mein Name zu unbekannt war, wohl aber, weil etablierteren „Autoritäten“ schlicht
eher geglaubt wurde als mir.
Freunde, Menschen aus meinem Umfeld
und selbst abgebrühte Journalisten hielten diese Vorgehensweise für unmöglich
und weigerten sich gar, daran zu glauben, dass es so gewesen sein könnte, bis
ich die Dokumentation meiner mehrfachen Bemühungen als Beweis vorlegte.
Unterdrückte Meinungsäußerung eines
Zeitzeugen zur Sache?
War das nicht wirklich schon praktizierte
Zensur?
Wurde da nicht ein Grundrecht, ein elementares Menschrecht ausgehebelt,
indem einem authentischen Dissidenten und Widerstandskämpfer das Wort entzogen
wurde, währen einer Mythen-Fabrikanten geglaubt wurde?
Während ich mit meiner Kritik
öffentlich nicht durchdringen konnte, durfte
Herta Müller ihre Version und ihre Sicht der Dinge weiter verbreiten. War
das noch demokratisch oder bereits manipulativ und somit moralisch verwerflich?
Was war aus der deutschen Presse geworden?
Der Vorgang, der jeden aufrichtigen
Demokraten beunruhigen muss, erschütterte mich nachhaltig. Doch das war erst der gelinde
Auftakt zu massiven Erschütterungen, die in den kommenden zwei Jahren noch
folgen sollten, als hunderte meiner Kommentare in großen Online-Zeitungen,
Leserzuschriften, Blogbeiträge, Interviewstatements und Artikel zur Thematik
fast sang- und klanglos im Nichts verrauschten.
Nachdem ich bei der FR kein Gehör
finden konnte, informierte ich einige weitere überregionale Tageszeitungen der
Bundesrepublik, darunter die FAZ –
ohne Resonanz.
Bei der „Neuen Züricher Zeitung“,
die später auch höchst unkritisch über Herta Müller berichten ließ, wurde mein
Online-Kommentar nicht frei geschaltet. (Leider
entscheidet oft ein „Administrator“ über Beiträge zu Spezialthemen, von denen
er sachlich nichts versteht.)
Schließlich informierte ich die mit der Materie differenzierter
vertraute Siebenbürgische Zeitung (SbZ),
die gerade dabei war, unter dem Titel: Widerstand gegen Ceausescu mein
gerade neu erschienenes Werk Symphonie der Freiheit, Widerstand gegen die
Ceausescu-Diktatur“ anzukündigen.
Die Ankündigung erfolgte in der Internet-Ausgabe der SbZ und in der
Druckfassung. Der Zufall wollte es dann auch, dass diese Werk-Präsentation von
dem folgenden Artikel flankiert wurde: „Spitzelaffäre“ in Berlin
Ein offener Brief der aus dem Banat stammenden
Schriftstellerin Herta Müller an den Leiter der Zentrale des rumänischen
Kulturinstituts (ICR) in Bukarest, Horia Roman Patapievici, sorgt für
Aufregung. Zur Sommerakademie der Berliner Dependance des ICR vom 19. bis 25.
Juli waren als Referenten auch der Germanist Andrei Corbea-Hoişie und der
Historiker Sorin Antohi eingeladen, von denen bekannt ist, dass sie mit der
Securitate zusammengearbeitet haben. Herta Müller empfindet es als „Skandal, dass Rumänien sich in
Deutschland mit diesen beiden Personen präsentiert, die in der Zeit der
Diktatur mit dem rumänischen Geheimdienst zusammengearbeitet haben“. Das ICR
werde sich „irreparabel beschädigen“, heißt es im offenen Brief, der am 16.
Juli in der Frankfurter
Rundschau Online und einen Tag später in der gedruckten Ausgabe
veröffentlicht wurde. Die moralische Integrität der Wissenschaft werde durch
die Anwesenheit Corbea-Hoişies und Antohis verletzt, so Müller, die ankündigte,
nie mehr einen Fuß über die Schwelle des ICR in Berlin zu setzen. „Was sollen
wir, die ohne Sünde sind, mit ihnen, den Sündern, bloß tun?“, fragt Horia Roman
Patapievici in seinem Antwortbrief, der eine Woche später ebenfalls in der Frankfurter
Rundschau veröffentlicht wurde. Der Leiter der Bukarester Zentrale
des ICR wies Herta Müllers Vorwürfe zurück und schrieb, das ICR könne keine
„moralische Instanz“ sein. (…)
"Ethischer Aufruhr"
Der Banater Schriftsteller
Carl Gibson stellte sich in einem Kommentar der Siebenbürgischen Zeitung
gegenüber ebenfalls gegen seine Kollegin Müller und schreibt von einer
„gewissen Verblüffung“ angesichts des „ethischen Aufruhrs“. „Wer im Glashaus
sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen“, so Gibson, der Herta Müller als
„angeblich Verfolgte des Ceauşescu-Regimes“ bezeichnet und ihren offenen Brief
angesichts ihrer eigenen Vergangenheitsbewältigung, die noch viele Fragen offen
lasse, als „dreist und deplatziert“ empfindet. „Selbstinszenierung, ja
Selbstmythisierung“ wirft Gibson Müller vor und zieht das Fazit: „Aufklärung
tut Not! Ein moralischer Zeigefinger dort, wo selbst keine moralische
Integrität ist, kommt der Täuschung der Öffentlichkeit nahe und ist auch ein
,Skandal‘!(…)“ Doris Roth.“
Die Tatsache, dass Richard Wagner, langjähriges Mitglied der Rumänischen
Kommunistischen Partei, er trat der Einheitspartei 1972 bei und war noch im
Jahr 1984 dabei, als ich als SLOMR-Sprecher von Genf aus über die UNO das
Ceausescu-Regime verklagte, seiner ehemaligen Ehefrau Herta Müller in dieser
Debatte a posteriori einen Persil-Schein ausstellt, indem er sie als „politisch integre Schriftstellerin“
bezeichnet, ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Wer – wie Richard Wagner - viele Jahre seines Lebens an einer
verbrecherischen Partei in einem totalitären System festhält, dessen moralische
Autorität ist für mich gleich Null.
Alles, was er als Schriftsteller sagt, ist wertlos, insofern man nicht
selbst das Radikale dem Urdemokratischen vorzieht. Und diese moralische Null
fühlt sich nun berufen, eine von Anfang an kontrovers diskutierte
Schriftstellerin aufwerten zu wollen, indem Wagner dort politische Integrität
ausmachen will, wo diese vielleicht gar nicht gegeben ist.
Bevor Herta Müllers Lebenslauf nicht vollständig vorliegt und ihre Rolle
im sozialistischen, von der KP regierten Rumänen aufgeklärt ist, solange darf
ihr niemand „political correctness“
attestieren – oder gar „moralische Integrität“, am wenigsten ihr ehemaliger
Gatte Richard Wagner, der heute noch für Herta Müller spricht, da dessen
Interessen vielfach mit denen seiner früheren Gattin verflochten und verquickt
sind – bis hinein in den finanziellen und materiellen Bereich, den auch einst
orthodoxe Marxisten im kapitalistischen Westen inzwischen zu schätzen wissen.
Die finanziell nicht unerhebliche Nobelpreisvergabe an Herta Müller hat diesen
Aspekt inzwischen noch verschärft.
Mein Eindruck zur Rolle Richard Wagners heute, im Herbst 2010,ein gutes
Jahr nach der Literatur-Nobelpreisverleihung an Herta Müller, bestätigt das,
was ich bereits vor zwei Jahren annahm: Richard Wagner agiert in Ihrer Sache
als eine Art „Mann fürs Grobe“. Er verwaltet ihre angebliche Verfolgungs-Akte
„Cristina“ nach eigenem Ermessen und Gutdünken, eine ominöse, janusköpfige Akte
mit „zwei Identitäten“, die ich voraussichtlich in wenigen Wochen als
„akkreditierter externer Forscher“ bei der rumänischen Gauck-Behörde CNSAS
einsehen werde. Wagner gibt stellvertretend Interviews, die ihm von Herta
Müller großzügig überlassen werden, weil sie selbst nicht antworten will oder nicht
kann, aus vielen Gründen; er strickt Fäden, er übt Druck aus, unter anderem auf
unliebsame Kritiker und Forenbetreiber; er formt neue Allianzen, er ist
irgendwo ihr Manager, PR-und sonstiger Berater – und er übermittelt sogar die
Drohungen der Herta Müller an meine Adresse – in ihrem Auftrag! So geschehen im
August 2008, wenige Monate nach dem Erscheinen meiner „Symphonie der Freiheit“.
Um die Allgemeinheit nicht im Unklaren zu lassen, veröffentlichte ich
meinen in der FR unterdrückten „Offenen
Brief“ und somit meine Antwort an Herta Müller und Richard Wagner als Blog-Beitrag
in der Siebenbürgischen Zeitung Online.
Das ist freie Meinungsäußerung in
direkter Form. Wer lange in einer Diktatur leben musste, wer weiß, was
Unfreiheit ist und was sein Maulkorb bedeutet, der weiß solche Freiheiten zu
schätzen.
In dem „Offenen Brief an Herta
Müller“ aus der Feder eines
Kommunismus-Opfers habe ich Ideen verbreitet und zugleich Fragen aufgeworfen,
die ausschließlich der für die kritische Vergangenheitsaufarbeitung und
-bewältigung wichtigen Wahrheitsfindung dienen sollen.
Heute bin ich froh darüber, dass diese Gedanken immer noch im Internet
stehen und weiter diskutiert werden.
Eine „Offene Gesellschaft“
braucht eine „offene Diskussion“ – was sie aber nicht braucht, das sind „Offene Briefe“ als
denunziatorische Attacken gegen Wehrlose, die zudem noch aus dem Verborgenen,
aus dem Versteck im Busch abgeschickt werden – und eine servil- unkritische, ja
parteiliche Presse, die solche selbstzweckorientierte Statements auch noch
verbreitet, ohne die Meinung Dritter hören zu wollen.
Audiatur et altera pars?
Nicht bei der Frankfurter
Rundschau!
Oder doch?
Als ich zum Jahresanfang 2010 dieses Werk unter dem Titel „Der
forcierte Nobelpreis“ ankündigte, verbunden mit dem Hinweis, einen
Gastbeitrag zur Materie verfassen zu wollen, schrieb mir der leitende
Literatur-Redakteur der FR immerhin, diese Publikation interessiere ihn.
Es gibt viele Arten, seine freie Meinung kund zu tun, seine Gedanken
unter Volk zu bringen, in Wort und Kunst. Voltaire musste seinerzeit noch viele
hundert Briefe an einflussreiche Persönlichkeiten schreiben, um einer gerechten
Sache zum Durchbruch zu verhelfen.
Eine neuzeitliche Kommunikationsform
des Schriftstellers heute ist die Internet-Diskussion in Foren und Blogs. Da
spricht der „Freigeist“ direkt mit der Welt, mit anderen Charakteren, die offen
auftreten oder auch „hinter einer Maske versteckt“, die aber alle sagen, was
sie sagen wollen. So
vollzieht sich die Meinungsbildung unmittelbar – und Ideen zirkulieren
schneller und wirkungsvoller als in der Druckmedien oder gar in den trägen,
spät edierten Werken der Wissenschaft.
Als Internetpionier und Mann der
ersten Stunde auch im Blog-Sektor setzte ich auf das freie Wort in
unmittelbarer Ansprache – bis heute, auch wenn einige etablierte Saturierte aus
der akademischen Kaste altmodisch fixiert die Nase rümpfen.
Das Internet kennt keine Zensur –
und selbst wenn gelegentlich Kommentare nicht frei geschaltet oder
nachträglich gelöscht werden, bleibt es ein freies Medium für Ideenvielfalt und
ist somit zutiefst demokratisch.
Während andere auf Verborgenheit (ohne Kontaktanschriften) und
Verborgenes setzen, setzte ich auf die offensive – von Anfang an.
Je mehr Positionen kursieren, je mehr Fakten breiten Massen bekannt
werden, desto näher rücken wir der Wahrheit.
Häme und Schmähungen hatte ich zu erdulden – doch das Endziel objektive Wahrheitsfindung rechtfertigt
die spontane Methode direkter
Auseinandersetzung in dialektischer Form.
Es ist sinnvoll, die Fülle der Ideen,
Thesen und Sachinformationen auch als Buch zu veröffentlichen, damit sie in
gedruckter in die Forschung Eingang finden und so unabhängig von neuen,
elektronischen Medien genutzt werden können.
Meine Beiträge sind in der Regel journalistischer, essayistischer,
aphoristischer Art. Zur besseren Orientierung und Auswertungen werden sie
nachträglich zum Teil mit knappen Überschriften oder Schlagworten
überschrieben. Die meisten Beiträge
können noch am Ort der Veröffentlichung nachgelesen werden – auch im
Kontext, auf den ich hier allein schon aus urheberrechtlichen Gründen
verzichten muss.
Zum Stand der Dinge am 9. August 2008:
Herta Müller war für den
Literatur-Nobelpreis nominiert, sie, eine in Deutschland nahezu unbekannte,
kontrovers diskutierte Schriftstellerin aus dem rumänischen Banat, eine Autorin
mit schmalem, einseitigem Oeuvre, nicht Martin Walser, Siegfried Lenz oder
Peter Handke.
In Rumänien wusste man vom Rennen in Stockholm – in Deutschland nahm kaum
einer Notiz davon. Wenn ich die Thematik gelegentlich ansprach, winkte man ab,
etwa mit der Bemerkung: „Vor Herta Müller
kommen noch hundert andere …“
Wollte ich eine Nobelpreisvergabe an Herta Müller verhindern, was mir
gelegentlich vorgeworfen wurde?
Ein „Verhindern“ war kaum möglich.
Das stand nicht in meiner Macht –
doch diskutieren wollte ich über die „Nominierung im Namen der BRD“, über die
„Kriterien der Nominierung“ und über die „moralische wie politische Integrität“
von Herta Müller, die seit ihrer Ankunft in der Bundesrepublik im Jahr 1987 als
„Verfolgte des Ceausescu-Regimes“ auftrat, gar als „Dissidentin“ und
„Widerstandskämpferin“ – als „Unbeugsame“, während ich vom Gegenteil überzeugt
war.
Irrte ich?
Was war Wahrheit, was war Mythos?
Die Debatte darüber begann in der „Siebenbürgischen Zeitung“
beziehungsweise in den Foren von www.siebenbürger.de
in einem offenen, demokratischen Schlagabtausch zwischen mir, dem
antikommunistischen Dissidenten und einem Personenkreis hauptsächlich aus Siebenbürgen und dem Banat herstammend,
Menschen, die zum Teil noch die real
sozialistischen Wirklichkeiten der kommunistischen Diktatur in Rumänien mehr
oder weniger bewusst erlebt hatten.
Was seinerzeit, ein gutes Jahr vor
der Nobelpreisvergabe an Herta Müller, andiskutiert wurde, ist heute eine
wichtige Quelle der wissenschaftlichen Forschung.
Deshalb auch mein Entschluss, dieses Material in Druck erneut zu
veröffentlichen. Ich beschränke mich dabei auf die eigenen Kommentare. Das
dialektische Gegenstück dazu, die Position der anderen Teilnehmer, kann –
hoffentlich noch lange – im Internet nachgelesen werden.
SbZ-Kommentare. Artikel wurde 57 Mal kommentiert.
Unter dem im Beitrag
gelüfteten Pseudonym „Don Carlos“ schrieb ich am 09.08.2008, 08:14 Uhr
folgendes:
Dichtung oder Wahrheit?
Darf jeder Opportunist, Wendehals und Mitläufer sich
als „moralische Instanz“ aufschwingen und „weiße Westen“ einfordern, wo die
eigene immer noch mit tiefroten Flecken durchsetzt ist?
Das gilt auch im Fall der Schriftstellerin Herta
Müller aus dem rumänischen Banat, die seit ihrer endgültigen Ankunft in der
Bundesrepublik, wohin sie eigentlich nie wollte (sic!), die „Dissidenz“ für
sich entdeckt hat und die nun die „moralische Integrität“ anderer einfordert.
Richtig ist der generelle Vorwurf an die Adresse
rumänischer Kulturbehörden, sie hätten einen Securitate-Zuträger als Gast und
Referent nach Berlin geschickt.
Sorin Antohi, ein Hochstapler mit erschlichenem
Doktorgrad, vor zwei Jahren noch von Koordinator Prof. Vladimir Tismaneanu in
die von Präsident Basescu bestellte „Kommission zur Analyse der kommunistischen
Diktatur in Rumänien“ als prominentes Mitglied berufen, entlarvte sich selbst
als Zuträger und Informant des Geheimdienstes seit der Gymnasialzeit. Das ist
seit 2006 bekannt. Es ist falsch, solch „informative Mitarbeiter“ als
Repräsentanten einer angehenden EU-Demokratie nach Berlin zu schicken und sie damit
indirekt zu rehabilitieren! Doch wer wirft hier den ersten Stein?
Herta Müller, eine „Verfolgte des Ceausescu-Regimes“ ?
Und ihr früherer Lebenspartner, der Dichter Richard
Wagner?
Spielen sich da nicht die falschen Leute zu Anklägern
auf?
Moralapostel der späten Stunde?
Als andere Dissidenten mitten im Kalten Krieg in der
Zeit der Menschenrechtsbewegungen 1977- 1981 „unter permanenter Lebensgefahr“
das Regime von Ceausescu bekämpften, (die UNO-Dokumentation ist im Internet
frei abrufbar) waren es gerade diese beiden „moralisch integren“
Schriftsteller, die die „Rumänische Kommunistische Partei“ als „führende
politische Kraft“ im Land anerkannten!
William Totok veröffentlichte den Beleg in seinen
„Zwänge(n) der Erinnerung“, 1988. Die Anerkennung der totalitären Partei
erfolgte zwar in der Gruppe, doch an sich! Einstige „Aktionsgruppe Banat“ ohne
Aktion!?
Auch das spricht Bände!
Die deutschen Germanisten in der Bundesrepublik wissen
nicht viel davon!
Und die Juroren aus den Förderstuben der Literatur,
die Preise moralisch angehauchte Preise für angebliche „Dissidenz“ vergeben –
und dabei die „echten Dissidenten“ vergessen, auch nicht.
Richard Wagner, Kopf der „Aktionsgruppe“ wollte damals
„kein Dissident“ sein; das hat er freimütig eingestanden. Und die Gesellschaft,
in der erlebte, wollte er bestenfalls durch „loyale Kritik“ verändern, ohne
Lust, überhaupt in die Bundesrepublik auswandern zu wollen. Das bekannte er
später öffentlich, nachdem der Drache besiegt am Boden lag, die Helden tot
waren – und die Zungen vorgezeigt werden konnten.
Statt in dem „totalitären System“, das Andersdenkende
in die Zellen warf, den politischen Gegner auszumachen, sah Herta Müller den zu
bekämpfenden Feind in der Rückständigkeit ihrer deutschen Landsleute im Banat,
die sie in dem Werk „Niederungen“ (1984) mit Hohn und Schmähungen aller Art
überhäufte. C.F. Delius und „Der Spiegel“ halfen dabei, das Banat als Welt von
Sodom und Gomorra auszumachen und es als Unort (locus terribilis) in die
Literatur einzuführen. Dieses „Nestbeschmutzertum“ machte sie bekannt. Aber es
stigmatisierte andere und machte ihnen die Integration in der Bundesrepublik
schwer. Daran dachte Herta Müller wohl nie?
Cui bono?
Den deutschen Landsleuten mit dem Rücken zur Wand und
bedrohter Identität mitten im Exodus nützte das nicht! Der Exodus nahm seinen
Lauf. Die apolitische, ja „opportunistische Haltung“ von damals ist nicht mehr
ganz unbekannt und bereits als konkretes „Nutznießertum“ in der Forschung
charakterisiert worden.
Jetzt aber die „moralische Integrität an sich“
anderswo einzufordern, während die eigene „Vergangenheit“ noch unbewältigt ist,
stößt auf und irritiert gerade diejenigen, die tatsächlich in den Zellen saßen.
Ist der moralische Entrüstungssturm im Wasserglas, den
Herta Müller mehr gezielt als geschickt neu entfacht, eigentlich mehr als ein
plumpes Marketing-Instrument, um in der Diskussion zu bleiben, um die Auflagen
jener kleinen Büchlein zu steigern, die aus der Sicht gewisser Kritiker sogar
„nobelpreiswürdig“ erscheinen?
Die deutsche Presse folgt dem Köder und geht der
Strategie blauäugig auf den Leim.
Sie schützt sogar noch Herta Müllers Haltung, indem
kritische Leserbriefe von Zeitzeugen „unterdrückt werden, dafür aber
Unterstützer-Fanpost abdruckt! Ist das nicht klare „Zensur“ – in einem Staat,
wo angeblich keine Zensur stattfindet?
Gott sei’s gedankt gibt es noch Foren mit freien
„Kommentar“ wie diese hier! -Möglichkeiten – wie in der in diesem Punkt sehr
fortschrittlichen SbZ – die auch einmal die Meinung des „Andersdenkenden“ an
die Öffentlichkeit dringen lassen.
Doch nota bene: Nicht die Position der alten
Securitate gilt es hier zu verteidigen, noch die Haltung der Postkommunisten,
die ihre Vergangenheitsbewältigung nicht ganz erst nehmen, sondern die
Sichtweise dritter Beteiligter, die zufällig Zeitzeugen sind und als
unmittelbar Betroffene und Geschädigte „zur Sache selbst etwas zu sagen haben.“
(Diese Ebene ist für bundesdeutsche Chefredaktionen eine Stufe zu hoch.)
Nur führt
Unwissenheit zu fatalen Missverständnissen.
Seit ihrer Ankunft in der Bundesrepublik und bis in
den jüngsten Bericht, wo als „Randglosse zum offenen Brief an den RKI- Direktor
Patapievici Behauptungen unverifiziert mit transportiert werden, suggeriert
Herta Müller mit systematischer Regelmäßigkeit einer breiten Öffentlichkeit,
sie „sei verfolgt worden“ und „werde immer noch verfolgt“.(Wer tatsächlich
verfolgt war, den bringen keine zehn Pferde nach Bukarest, noch nach Rumänien!)
Betreibt Herta Müller da nicht etwa eine gezielte
Imagepflege als „Dissidentin“, und belässt dabei aber alles und alle in der
Ambivalenz und unter dem Schleier der Wahrheit?!
Kritischen Fragen weicht Herta Müller immer noch aus!
Nachfragen bleiben unbeantwortet!
Eine ausführliche Vita, eine Verfolgungsakte oder
Dokumentation sucht man vergebens!
Die tatsächlich Verfolgten waren allesamt in Haft! In
welchem Gefängnis war Herta Müller?
Auch eine Anschrift ist unbekannt.
Sie lebt im Verborgenen in der „Offenen Gesellschaft“
und entzieht sich jeder konkreten Überprüfung.
Auch dies ein Teil des Mythos und der Mystifikation?
Wann, wo und mit welchen Konsequenzen wurde sie
verfolgt? Ist diese angebliche jüngste Verfolgung durch die mythisierte
Securitate (der böse Wolf! der Fabel) nicht gezielte Inszenierung?
Das fragt sich einer, der viele Jahre Opfer der
Securitate war, der Verhöre, Folter und Gefängnishaft kennt!
Die Realität ist keine Fiktion!
Herta Müller stellte von Anfang an die Behauptung auf,
sie „sei“ verfolgt worden! Und sie wiederholt das jetzt erneut.
Aber was macht der kritische deutsche Journalist aus
dieser Aussage?
Er objektiviert die „subjektive Aussage“, sprich: die Behauptung, indem er sie nicht hinterfragt, sie so „glaubwürdig“ im Raum stehen lässt oder sie gar als Faktum wiederholt.
Er objektiviert die „subjektive Aussage“, sprich: die Behauptung, indem er sie nicht hinterfragt, sie so „glaubwürdig“ im Raum stehen lässt oder sie gar als Faktum wiederholt.
Herta Müller hat sich inzwischen eine
„Glaubwürdigkeit“ erarbeitet, die auf tönernen Füßen steht und die vielleicht
schnell ins Wanken kommt, wenn ihre Vergangen durchleuchtet wird.
Stürzt bald auch diese "Ikone" vom Podest?
„Der größte Schuft im ganzen Land, das ist und bleibt
der Denunziant!“
Herta Müller klagt an!
Und die deutsche Presse folgt – unkritisch!
Und wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein?
Ist sie ohne Schuld? Wie Patapievici naiv annimmt?
Ihr Mythos wirkt selbst in Rumänien, wo man alle
"Dissidenten" in einen Topf wirft - siehe Raport final!
Prominente Schriftstellerkollegen aus Rumänien
schweigen immer noch dazu, obwohl sie, wie hinter vorgehaltener Hand zugegeben
wird, unter der schamlosen Selbstinszenierung, die jede „wirkliche Dissidenz“
verhöhnt, litten und leiden.
Wo bleibt da die „innere Wahrhaftigkeit“, ohne die
keine Wahrheit möglich ist?
Und wie lange ist diese Täuschung einer breiten
Öffentlichkeit noch zu tolerieren?
Die
Folterzellen der Securitate, wo andere einsaßen, und das kommunistische
Gefängnis kennt Herta Müller nur vom Hörensagen.
Die „Geworfenheit“ einer Blumenvase legt sie als
Bedrohung aus, was gemessen an tatsächlicher Verfolgung aufrichtiger
Widerständler lächerlich klingt.
Und ihre surrealen Fiktionen in einer bisweilen
unästhetisch-makabren, ja pornographischen Sprache des Sermo humilis gehalten,
haben selbst wenig mit der tatsächlichen Realität in der Ceausescu-Diktatur zu
tun.
Wer mit der
„Realität“ nicht klar kommt, flüchtet aus ihr in den „Surrealismus“.
Obwohl sie die „Kommunisten“ anerkannte und nichts
tat, um die Diktatur vor Ort zu bekämpfen, wurde sie für ihre „antitotalitäre
Grundhaltung“ selbst von der konservativen Konrad-Adenauer-Stiftung
ausgezeichnet?
„Freiheit statt Sozialismus?“
Gilt das noch bei der CDU?
Verkehrte Welt auch hier?
Die Konrad Adenauer Stiftung wäre gut beraten, die
Preisverleihung an Herta Müller wieder rückgängig zu machen, will die CDU-nahe
Stiftung nicht riskieren, dass der konservativen Christenpartei noch mehr
aufrechte Patrioten davonlaufen und ins radikale Lager wechseln!
Die Zeit ist reif, den Schleier der Maja zu lüften und
ein für allemal zwischen „Wahrheit und Dichtung“ zu differenzieren.
Wer eine Vergangenheitsaufarbeitung und – Bewältigung
im postkommunistischen Rumänien einfordert, muss zuerst bei sich selbst
beginnen. Herta Müller hat gegen ihre Landsleute „gehetzt“ – und sich nach
meinen Erkenntnissen nie öffentlich dafür entschuldigt!
Hetze aber ist keine europafreundliche Geste, die
Harmonie verspricht.
Herta Müller, die selbst unter ihrem Milieu in ihrer
Kindheit und Jugend anders gelitten hat und eigentlich nie verletzt werden
wollte, hat, teils aus innerer Naivität im Frühwerk, teils gezielt andere tief
gekränkt und verletzt.
Können der gedrehte Hals und die neue Einsicht im
Spätwerk die Jugendsünden ganz vergessen machen – auch ohne Entschuldigung und
Distanzierung von „Jugendsünden?
Eine Katharsis ist angesagt, wenn es Versöhnung und
Frieden gegen soll – nicht Ignoranz!
Herta Müller hat eine als „verbrecherisch“ eingestufte
„totalitäre Partei als führende politische Kraft“ in Rumänien anerkannt und sie
hat sich von dem damaligen System fördern lassen!
Hat sie das alles vergessen?
Und ist der Opportunismus der Chamäleons und
Wendehälse ein Modell für die Zukunft? Carl Gibson ( Don Carlos), Zeitzeuge,
ehemaliger Bürgerrechtler, Historiker und Philosoph,
Kommentar nach dem Kommentar: ( Dezember 2008)
– nachdem meine
einseitige Auseinandersetzung mit - der immer noch schweigenden - Herta Müller
seit Oktober 2008 von Bukarest bis nach Stockholm kritische Geister erreicht
hat und beschäftigt.
Vieles wurde und wird in Foren diskutiert, beginnend mir dem
Forum der „Siebenbürgischen Zeitung“, über
Wikipedia (deutsche Fassung/ Portrait Herta Müller und Diskussion) bis hin zu
den Internet-Blogs der schwedischen Germanistin und Übersetzerin Dr. Bodil
Zalesky in Schweden.
Einiges von dem, was ich als
Zeitzeuge zur Materie gesagt habe, wurde gehört und wird in meinem Sinne
kritisch weiter diskutiert. Nicht nur die Schweden haben ein Anrecht darauf zu
wissen, wem sie einen Nobelpreis verleihen. Wenn Herta Müller
Literatur-Nobelpreis- Kandidatin der Bundesrepublik Deutschland bleiben will,
dann wird sie viele Fragen beantworten und manches Unklare und Ambivalente
klären bzw. Verborgens offen legen müssen.
Nachtrag am 4. Januar 2010:
Ungeachtet meiner eineinhalbjährigen, höchst
intensiven Aufklärungsarbeit hat Herta Müller den Nobelpreis für Literatur 2009
erhalten.
Die von mir vehement geforderte Debatte zur Frage der
„moralischen und politischen Integrität von Herta Müller“ ist nicht geführt
wurden.
Doch sie ist nicht einfach ausgeblieben – sie wurde gezielt verhindert.
Das ist ein Skandal.
Grundsatz:
Was schriftstellerisch legitim ist, kann politisch
naiv und in der gesellschaftlichen Wirkung verheerend sein. Einige Werke Heines
oder Nietzsches sind beispielhaft dafür. Glück und Glas – wie schnell bricht das!? Der schönste Glaspalast wird
in Augenblicken in tausend Scherben fallen, wenn er auf tönernen Füßen ruht.
Klären Sie die Fragenden über
die Fundamente Ihrer Moral auf, Frau Müller! Lassen Sie uns Gewissheiten
schaffen – klare Weichenstellungen und Symbole.
Bemerkung zum „Skandal
hinter dem Skandal“:
Himmelschreiend skandalös ist
vor allem die Tatsache, dass die Frankfurter Rundschau, eine einst liberal
ausgerichtete Zeitung, meinen
„Offenen Brief: Antwort an Herta Müller“
nicht
veröffentlicht hat, weder online, noch in Print.
Auch das ist eine Art Zensur!
Eklatante Beschneidung der freien
Meinungsäußerung – und dies in der Bundesrepublik Deutschland Anno Domini Juli
2008.
Nachdem die Siebenbürgische Zeitung mein
Kurzstatement zur Thematik in den oben zitierten Bericht eingearbeitet hat,
habe ich zur – weiteren Klarstellung und um Missverständnisse zu vermeiden – eine ausgeweitete Fassung meines Offenen
Briefes hier – wie oben zitiert – als Leser-Kommentar in die Welt geschickt. So
wurde „meine Sicht der Dinge“ doch noch öffentlich bekannt.
Weiter unten erläutere ich
meine folgenden SbZ-Kommentare und kommentiere zusätzlich noch die Bemerkungen
anderer Leser, Kritiker und Sympathisanten, da ich seinerzeit schon aus
zeitlichen Gründen weder angemessen noch vollständig antworten konnte. Daraus
wird sich vielleicht eine moralisch-politische Diskussion in der Forschung ergeben,
deren Auswirkungen noch nicht absehbar sind.
Die über das Wohl und Weh der Siebenbürger Sachsen und
Banater Schwaben hier und dort mitentscheidende Grundsatzdiskussion beginnt
erst. Stigmatisierung und Ausgrenzung der Aussiedler und neuen Bundesbürger,
deutsche Identität und Heimat sind nur Elemente der noch anstehenden
Gesamtdiskussion.
Maulkorb für Kritiker?
Nachdem sie lange ausgeharrt und
geschwiegen hatten, meldeten sich Herta Müller und Richard Wagner dann doch
noch bei mir – am Tag meines ersten ausführlichen Kommentars und legten damit
offen, dass sie beide in meinem Testimonium „Symphonie der Freiheit“ geblättert
und vor allem diejenigen Kapitel gelesen hatten, in welchen sie persönlich
erwähnt werden.
Und die beiden Guten und „Gerechten aus Berlin“ meldeten sich bei
mir – wie sollte es anders sein, nicht mit einem Paukenschlag wie in der
Haydnschen Symphonie, sondern so, wie es
Ihnen die Kommunisten in der Kaderpartei beigebracht hatten:
Mit einer Drohung!
Im Plural!
Feine Moralisten, diese Guten
und Gerechten aus Berlin!
Wir, die wir uns immer schon zusammen rotteten, um stärker zu
sein, um unsere Individualität der Gruppendisziplin zu unterwerfen und der
Kollektiv-Wirtschaft, wir werden … die die Meute auf Sie hetzen … und die
Bluthunde! So kam das bei mir an – als unverhohlene Drohung!
Wenn Du dich mit uns bereits etablierten Geistern anlegst,
dann werden wir dich fertig machen, so ganz rechtstaatlich …
mit Anwälten, Klagen und vor Gericht!
Ich war beeindruckt, nach 30 Jahren auf diese Weise
mit meinen Landsleuten und literarisch Kreativen aus dem Temeschburger Banat
konfrontiert zu werden.
Spontan – und ohne meine Anwälte konsultiert zu haben,
denn ich habe keine –
schrieb ich noch am gleichen Tag ein paar Worte zurück:
„Sehr geehrter Herr Wagner,
Eine formale Frage vorweg:
Erfolgt die Androhung rechtlicher
Konsequenzen bzw. das Verpassen eines Maulkorbs auch im Namen von Frau Herta
Müller?
Sprechen Sie generell für die Dame?
Die Nachricht hat mich zu Tode erschreckt!
Was, wann und zu welchem Thema darf ich
noch etwas sagen?
Muss ich vorher ein Bittgesuch einreichen
und meine Thesen mit Ihnen abstimmen?
Ich hätte es nicht für
möglich gehalten,
dass ein „Dichter“ mit dem
„Gericht“ droht und mit „Anwälten“ – und einen Maulkorb von Kollegen
einfordert!
Hätten Sie Heine, Lenau, Nietzsche auch
einen Maulkorb verpasst?
Und Brecht?
Hätte ich nach „Niederungen“ auch klagen
sollen und nach der Besprechung von Delius?
Ist das der neueste Umgang zwischen freien
Geistern?
Wenn Sie klagen wollen, dann bitte!
Das beeindruckt mich sehr!
Am Ende wird etwas mehr
Wahrheit da sein als im Augenblick.
Ich hätte gerne alles Faktische vorher
ausdiskutiert – es sollte nicht sein.
Frau Herta Müller hat meine
Anfrage nicht beantwortet.
Auch bedauere ich es sehr, dass wir "so" in Kontakt treten.
Es gab Möglichkeiten, uns zusammen zu
bringen. Etwa beim Dialog über Berwanger im IKGS.
Noch eine Richtigstellung:
ich habe überhaupt nichts gegen die
Mitglieder der einstigen Aktionsgruppe Banat,
auch nichts gegen den AMG-Kreis (bis auf
eine ambivalente Haltung zu dem toten Berwanger.
Und ich habe auch nichts gegen Sie
persönlich oder gegen die Texte, die Sie veröffentlicht haben.
Nur werden Sie mir gestatten, dass ich
ihre damalige Haltung – insofern sie mir aus der Fachliteratur bekannt ist –
auch geistesgeschichtlich werte.
Als „Philosoph“ erlaube ich mir auch, in
eine zeitspezifische Diskussion über die „moralische Integrität“ einzelner
Persönlichkeiten der Zeitgeschichte einzugreifen – und auf einen Offenen Brief
zu antworten wie in der SbZ.
Das ist ein Grundrecht, das mir die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland
garantiert.
Wenn Sie glauben, dass meine „freie
Meinungsäußerung“ mit ihren Persönlichkeitsrechten kollidiert, dann können Sie
mich gerne verklagen.
Sie haben sicher nichts dagegen, wenn ich
Ihre „Androhung rechtlicher Konsequenzen“ auch öffentlich bekannt mache!
Auch in Namen von Frau Herta Müller?
Ich habe 30 Jahre geschwiegen und ein Buch
über Lenau veröffentlicht, ohne Lust, jemanden zu beleidigen oder Streit zu
suchen.
Auch jetzt will ich keinen Streit, keine
Konfrontation und keine Eskalation!
Tragen wir die Materie doch
in einer kritischen Diskussion aus – öffentlich.
Mir geht es nur um die „historische
Wahrheit“, die Voraussetzung für eine Vergangenheitsbewältigung ist.
Ich will keinem etwas Unwahrhaftiges
unterstellen, keinen verleumden oder beleidigen.
Das war noch nie meine Art. Von Naturell
her bin ich sehr konziliant; doch wenn es sein muss, dann bin ich auch ein
Kämpfer.
Auch das dürfte aus der „Symphonie der Freiheit“ ersichtlich
sein.
Ich hoffe, sie haben mehr gelesen als nur
jene Polemik, zu der mich Frau Herta Müller „stilistisch“ ermutigt hat.
Beste Grüße Carl Gibson
Nachdem Richard Wagner zur
Kenntnis genommen hatte, dass mich die „Androhung rechtlicher Konsequenzen“
ebenso wenig beeindruckt wie das Aufhetzen der Meute gegen mich, und nachdem er
vermutlich auch erkannt hatte, dass es mir nicht um irgendeine
primitiv-boshafte Auseinandersetzung geht, sondern vielmehr um eine
prinzipielle und ethische, nahm er die „Symphonie
der Freiheit“ wieder in die Hand, um dort nach irgendwelchen
Ungereimtheiten und bloßstellenden Belastungselementen zu suchen.
Da ich nur der Wahrheit verpflichtet und
wissenschaftlich gründlich gearbeitet hatte, konnte er in meinem Werk nichts
finden, was er auf Anhieb gegen mich ins Feld führen konnte, um meine
Glaubwürdigkeit zu erschüttern.
Im Gegensatz zu Richard Wagner, war ich
nie in der RKP, wollte nie ein loyaler Staatskritiker sein, sondern ein
bewusster Opponent – und im Gegensatz zu ihm saß ich oft in der Zelle, einmal
gar ein halbes Jahr!
Nachdem er gerade mir „Unterstellungen“ vorgeworfen hatte,
schritt jetzt er zu massiven „Unterstellungen“ aller Art, indem Wagner, der
andere anklagende Gerechte aus Berlin, nun mir vorwarf, ein „Denunziant“ zu
sein.
In der Folge- Email, gespickt mit diversen Unterstellungen
wiederholte Wagner die Androhung rechtlicher Schritte gegen meine Person, mit
dem expliziten Hinweis, Herta Müller und Richard Wagner werden gerichtlich gegen
mich vorgehen.
Gegen ein Hinausposaunen dieser Androhung hatte Wagner nichts einzuwenden.
Wie kurzsichtig manche Leute doch sind. Herta Müller
und Richard Wagner „denunzieren“ andere, ganz egal ob schuldig oder unschuldig,
und zwar unter dem Deckmäntelchen der Moral, wobei sie sich selbst als die
„Gerechten“ empfinden, vergessen aber, die gleiche Messlatte an sich selbst zu
legen.
Darf einer, der mehr als ein Jahrzehnt
einer totalitären Partei huldigte, sich überhaupt auf Moral berufen?
Genießt er überhaupt noch eine
moralische Kreditwürdigkeit oder das, was er schreibt?
Wohl kaum!
Und Herta Müller, die – nach eigener Aussagen - von „Hass“
angetrieben „Niederungen“ verfasste, die von Anfang an Zwietracht unter ihren
Landsleute provozierte, statt auf Versöhnung zu setzen, darf sich ebenso wenig
auf Moral berufen.
Moralisch und politisch
integer sind die beiden „Guten und Gerechten“ aus Berlin“ – dieser köstliche
Ausdruck stammt leider nicht von mir - auf keinen Fall!
Und die
Pseudoglaubwürdigkeit, die sie sich durch konsequentes Wenden des Halses und
Färben des Fells erarbeitet haben, zählt nur bei den Desinformierten des
Westens und bei den Gutgläubigen im eigenen Fan-Klub.
Als der entrüstete Aufschrei der beiden „Guten und
Gerechten“ aus Berlin erfolgte, erreichten mich die Zuschriften gut
informierter Insider, Schriftsteller und Journalisten, die Wagner und Müller
zum Teil aus der Vergangenheit kennen, ihr Oeuvre verfolgen und ihr
öffentlichen Agieren bzw. Agitieren seit den Anfängen verfolgen, nicht ohne
unter den überzogenen und unwahrhaftigen Selbstinszenierungen zu leiden.
Die indirekt Betroffenen
reagierten verbittert – und sie erkannten die egomanischen Absichten der
Gerechten sowie ihr Heuchelei, sprich ihr Messen mit zweierlei Maß; außerdem
sahen sie den an den Tag gelegten Opportunismus, gerade jetzt zwei Namen zu
nennen und andere längst bekannte Kollaborateure des Alten Regimes in der
Ceausescu-Diktatur zu verschweigen, sprich zu tolerieren.
Steht es den beiden „Guten und
Gerechten“ aus Berlin zu, selbst zu entscheiden, wer wann und wo zur Steinigung
frei gegeben wird –
und wessen Verfehlungen duldsam
mitgetragen werden?
Wo rührte soviel Hybris her?
War ein Werk da, das diese
Maßlosigkeit gerechtfertigt hätte?
Oder große Taten in der
Vergangenheit?
Weit gefehlt!
Das schmale Werk der Herta
Müller ist ästhetisch-literarisch umstritten und wird kontrovers diskutiert.
Mit Dissidenz und Widerstand
gegen die Kommunisten Ceausescus hatten Herta Müller und ihr Gatte Richard
–nichts zu tun.
Woher diese Verstiegenheit?
Nur Show?
Bluff?
Effekthascherei, um als
moralische Instanz zu gelten, wo man doch nur ein opportunistischer Wendehals
war?
Die „Beiden“ werden doch nicht so
dumm sein und Sie verklagen, schrieb mir ein Schriftsteller fast wörtlich und ergänzte folgerichtig,
dann würde doch noch mehr Wahrheit an das Licht kommen.
Wie wahr, wie wahr!
Im Kampf eines in der bundesdeutschen
Öffentlichkeit nahezu Unbekannten, namentlich Carl Gibson, Philosoph und Autor,
ferner Dissident und Widerstandskämpfer gegen die Ceausescu-Diktatur, empfanden
sich die beiden links-antifaschistisch gestarteten Schriftsteller als stark und
souverän. Nur vergaßen sie dabei, dass der mit dem
alten Recht des Stärkeren ausgestattete Goliath nie gegen David triumphieren
kann, wenn auf Davids Seite die Wahrheit steht, die Gerechtigkeit und die
Freiheit, darüber hinaus auch noch die intellektuelle Kraft, diese Tugenden und
Werte durchzusetzen.
Hatten die beiden „Guten und Gerechten aus Berlin“ endlich
ihren Meister gefunden, endlich einmal eine rare Gestalt, die kein Dreck am Stecken hatte, die keine
Leichen aus der Vergangenheit verbergen musste, einen Kämpfer, der es gleich
mit beiden aufnahm, eben weil es aus prinzipiellen Erwägungen sein musste – weil endlich einmal Schluss sein musste mit
dem ewigen Versteckspiel, mit mythischen Inszenierungen, mit Pseudowahrheiten,
mit Verlogenheit und Heuchelei?
Was blieb da noch
anders übrig, als Carl Gibson zu diffamieren und seine Glaubwürdigkeit a priori
zu untergraben?
War die „Symphonie der
Freiheit“ doch noch zu verhindern oder wenigstens klein zu halten?
War die freie
Meinungsäußerung und dieses schon in der Symphonie
der Freiheit formulierte Zolasche „J’accuse“
des Carl Gibson im Internet noch zu stoppen?
Vielleicht mit einer Intensivierung der Drohungen?
„Wer aus dem Kommunismus kommt, eine
Diktatur reell erlebt hat und dann, in der Demokratie angekommen, anderen
freien Geistern droht und Ihnen das Wort verbietet, der hat nichts begriffen“, tröstete mich mein alter
Streitgefährte Erwin, als er von den Androhungen Müllers und Wagners hörte. Mancher kritische Zeitgenosse bestätigte
mir in jenen Tagen, dass ich richtig lag und dass die Debatte im Hinblick auf
eine endgültige Wahrheitsfindung und Vergangenheitsaufarbeitung weiter gehen
müsse.
Was bei Nobelpreisträger Günter Grass möglich war, sollte bei
Kandidatin Herta Müller nicht scheitern.
Also schrieb ich Richard Wagner, dem Sprecher oder
Privatsekretär von Herta Müller, folgende Worte:
Sehr geehrter Herr Wagner,
weite Teile der Materie AGB und des AMGK,
die ich erst für Band 2 der Symphonie vorgesehen habe, sind noch in
Manuskriptform und unveröffentlicht.
Wenn Sie mehr in der "Symphonie der Freiheit" gelesen
haben, dann werden Sie feststellen, dass ich stets nach strengen
wissenschaftlichen Grundlagen gearbeitet habe und alles eruiert habe, was zu
eruieren war.
Das Thema AG wurde nur im Rahmen des
Dissidenz-Kapitels mit behandelt (nicht an sich! - und in Absetzung zur
Dissidenz!)
Ich habe nicht in Frühwerken
nach belastendem Material oder Leichen gesucht.
Und ich habe die Materie nur sehr
widerborstig bearbeitet, weil mir keine Art von Denunziation liegt.
Auch die von Ihnen zitierte Passage
formulierte ich zähneknirschend. Doch sie musste sein, weil die Logik sie
erforderte - und weil die Zeitstimmen sie aussprachen, damals!
Denunziation liegt mir fern!
Ich hätte zwischen 1982-1987 aufschreien
können, als Herta Müller die Gesinnung der Banater öffentlich im Deutschen
Fernsehen als "faschistoid" bezeichnete - als Delius 1984 das
schreib, was er schrieb.
Ich habe unter "Niederungen"
gelitten - und die Essays von damals (noch stilistisch unausgegoren) sind
Kandidaten für Bd. 2. Aber ich überlege noch ...
Ich habe weder Herta Müller
noch andere Schriftsteller öffentlich angegriffen, denunziert oder
belastet!
Bis auf die Sachen, die Sie in der
"Symphonie der Freiheit" gelesen haben, habe ich nie und in keiner
Form etwas Negatives über Herta Müllers Werk oder Person veröffentlicht.
Ganz im Gegenteil!
Ich habe Frau Müllers "Herztier"
sogar positiv zitiert, in dem HJS-Vorabdruck aus der "Symphonie"
Auftakt mit einer Bestie - Zuckerbrot und Peitsche (Securitate-Verhör mit Pele
und Köppe) - um das Phänomen der Angst zu beschreiben.
Bis zum heutigen Tag habe
ich auch noch keine Zeile anonym veröffentlicht oder zur Veröffentlichung in
Umlauf gebracht.
Seit etwa 30 Jahren, seit ich im Westen
bin, habe ich nie mit einer Landsmannschaft oder sonstigen konservativen
Verbänden oder Presseorganen zusammengearbeitet - bis auf die Vorablesung im
Februar 2008, wozu ich von meinen Landsleuten aus Sackelhausen fast gedrängt
wurde.
Ich habe mich nie gegen einen schreibenden
Kollegen geäußert!
- Und selbst als gegen Herta Müller anonym
gereimt wurde, habe ich das nie begrüßt, weil ich nur die Auseinandersetzung
mit offenem Visier akzeptiere.
In allen Dingen.
Bevor ich die "Symphonie der
Freiheit" ausarbeitete, zunächst chronologisch, und deshalb meine
Berührung mit der AG (über Ortinau), Berwanger und dem AMGK als Teil der
Identitätssuche mit thematisierte, habe ich alle erreichbaren Personen
kontaktiert. (Totok, Samson, Sterbling, Wichner, Söllner - und eben auch Herta
Müller, eben um Missverständnisse und Fehlinterpretationen auszuschließen.
Ihre Nummer konnte ich aus den vielen
Richard Wagners in Berlin nicht herauskriegen - und alle antelefonieren,
erschien mir unzumutbar.
Also kontaktierte ich Frau Herta Müller
über den Rowohlt-Verlag und bat um Aufklärung in der "Partei-Anerkennungssache".
Frau Müller hat mir nicht
geantwortet!
Weshalb?
Ich fragte z. B. bei IKGS nach den
Adressen der involvierten Personen, bekam aber nichts.
Aus Rücksicht habe ich Bd. 2
noch zurückgehalten.
Sachlichkeit und historische Wahrheit
stehen im Vordergrund.
Es müsste doch gelingen,
Dissidenz, Realpolitik, literarische Wertung, Fragen der Moral etc. zu trennen,
wenn wir den Dialog intensivieren und Missverständnisse ausräumen?
Die Symphonie ist getragen
von einer Botschaft der Versöhnung,
nicht von Hetze.
Unser gemeinsamer Feind war die Securitate
in einer repressiven Diktatur.
Darüber sollten wir alle aufklären – und
zwar auf dem Boden der Integrität.
Ihren Vergleich meiner
Argumentationen mit der Securitate-Tradition will ich gern vergessen!
beste Grüße für heute Carl Gibson
P.S. Frau Müller kann mit
dazu beitragen, wenn sie eine offizielle Geste der Versöhnung unternimmt.
Ich kenne die
Schlammschlachten nicht. Habe sie nie verfolgt. weiß auch nicht, was andere aus
anderen Ecken sagen.“
Immer noch versuchte ich, die Wogen zu glätten und zu einer
vernünftigen Diskussion zurück zu kehren.
Es wäre in meinem Sinne gewesen, den „Fall Herta Müller“ und die damit zusammenhängenden offenen Fragen,
die eine sachliche und korrekte Interpretation ihres auch politisch relevanten
Werkes unmöglich machen, ja verfälschen, differenziert zu diskutieren – und
zwar öffentlich und so, dass alles angesprochen wird, nicht nur
Gefälligkeitsfragen wie bei vor Ehrfurcht erstarrenden
Literaturwissenschaftlern oder servilen Journalisten bisher üblich. Nach meiner
Auffassung sollte es drei Diskussionsebenen geben:
1. Eine ethische oder moralische.
2. Eine politische
3. Eine literaturwissenschaftliche,
linguistisch-ästhetische
Wobei ich als ehemaliger
Bürgerrechtler und antikommunistischer Dissident eine Trennung von
„literarischem Schaffen“ und konkreter politischer Oppositionstätigkeit
vornehmen will.
Das Vermischen dieser
Diskussionsebene führt zu der diffusen und für nichtwissenschaftliche Leser
schwer nachvollziehbaren Interpretation und Fehlwahrnehmung, wie wir sie jetzt
oft vorfinden.
Viele Menschen, Leser, Interpreten, Kritiker können die
unterschiedlichen Aspekte einfach nicht auseinander halten, nicht zuletzt
deshalb, weil sie mit kontinuierlichen Fehlinformationen versorgt werden.
Weshalb toleriert eine kritische,
moralisch wertende Gesellschaft überhaupt eine unvollständige Vita, die vor
1987 recht dunkel und lückenhaft ist, mit gelegentlichen Statements aus dem
Versteck heraus, nach Lust und Laune und persönlicher Gestimmtheit – und unter
Zurückweisung der Anliegen der Wissenschaft?
Weshalb stellt Herta Müller sich
nicht den kritischen Fragen der Zeitzeugen? Und weshalb vergaß die deutsche
Bundesregierung, gewichtige Zeitzeugen ins Kanzleramt einzuladen, statt ehemaligen
Befürwortern des Weltkommunismus zuzuhören?
Richard Wagner, der 1972 zunächst in die RKP eintrat, um bald
darauf die so genannte Aktionsgruppe
Banat zu gründen, ein Schriftsteller,
zu dem ich nie eine bewusste Gegnerschaft aufgebaute hätte, wenn er nicht als
Herta Müller-Sprachrohr aufgetreten wäre, eben deshalb, weil er vom Wesen
und von seinen Texten her nicht allzu radikal auftrat, noch sonst wie
provozierend, eher moderat bis unkritisch und nicht immer konsequent, nahm noch
einmal meine „Symphonie der Freiheit“
in die Hand las weiter. Er recherchierte im Internet und stellte mir weitere
Fragen in der Hoffnung, einer späten Selbstinszenierung auf die Spur zu kommen.
Dabei fiel es ihm, dem
sonst kritikfreudigen Kopf nicht einmal auf, dass er die Diffamierungen meiner Person durch die Ceausescu-Regierung, die
unmittelbar nach der UNO-Klage in die Welt gesetzt wurden, brav und unkritisch
nachplapperte.
Oder glaubt Richard Wagner auch heute
noch den kommunistischen Verbrechern von einst, die tausende Menschenopfer auf
dem Gewissen haben, mehr, als mir, dem schwäbischen Landsmann und
Bürgerrechtler aus der Zelle bzw. dem Schriftstellerkollegen aus Temeschburg im
Banat?
Auf einen wichtigen Sachverhalt hatte
ich hingewiesen:
„Aus Rücksicht habe ich Bd. 2 noch
zurückgehalten.
Sachlichkeit und historische Wahrheit
stehen im Vordergrund.“
Das blieb gültig
bis September 2010, wo die Edition von „Gegen den Strom“ anstand, ein Projekt, aus dem sich der Verleger der
Symphonie trotz vertraglicher Bindung in letzter Sekunde zurückziehen will.
Wurde wieder Druck ausgeübt?
Die Sache scheint zu heiß – und manch
einer bekommt schnell kalte Füße, wenn es brenzlig wird im Verlagsgeschäft.
Persönlichkeitsrechte werden plötzlich als
Argumente vorgebracht, ohne dass beachtet wird, wer wen herabwürdigt.
Im August 2008
schrieb mir Wagner ein weiteres Mal viele Fragen stellend, auch zu SLOMR, in der
Hoffnung, einen wunden Punkt, eine Achillesferse zu finden.
Ich habe Richard Wagner sehr ausführlich
geantwortet – und dann auch noch einige Fragen gestellt.
Auf die Antwort darauf warte ich heute noch.
Vermutlich riet ihm jemand aus seinem Umfeld,
Frau Müller vielleicht oder einer aus der Schar der Anwälte, die ich mir nicht
leisten kann, den elektronischen Dialog mit mir einzustellen.
Ein Verlust für die Literaturgeschichte –
vielleicht!
Später, im Februar 2009, kam dann Richard Wagners
Antwort doch noch – als Polemik in dem Artikel
Trittbrettfahrer“, in der
„Banater
Zeitung“
aus Temeschburg in Rumänien.
Aktionsgruppe-Kollege Werner Kremm, Redakteur dort, hatte ihn möglich gemacht.
Doch die Art und Weise, briefliche Anfragen nicht
zu beantworten, sondern gezielt zu ignorieren, entsprach der Methode der
„Moralistin“ Herta Müller, die nur redet, wenn sie Lust hat – und die schweigt,
wenn ihre allzu offene Rede ihrem Image und ihren ökonomischen Interessen
schaden könnte.
Diese Erfahrung machte ich erstmals im Oktober
2006, ein gutes Jahr nachdem ich die Arbeiten an der „Symphonie der Freiheit“ aufgenommen hatte.
Eine ganz normale Anfrage an Herta Müller
Herta Müller, die Schriftstellerin und
Literatur-Nobelpreiskandidatin, die mir mit Anwälten und einer
Verleumdungsklage droht, weil ich unbequeme Fragen stelle und ihre Kreise
störe, verweigert jede Auskunft auf meine Anfrage, während Richard Wagner von
mir erwartet, dass ich seine mir gestellten, zum Teil naiven Fragen beantworte.
Das habe ich getan, weil ich nichts aus meiner
Biografie zu verbergen habe, weder vor 1979, noch danach.
Jahre bevor der langjährige Genosse nachfragte,
habe ich alles ausführlich in der „Symphonie der Freiheit“ geschildert. Beide,
Herta Müller und Richard Wagner hätten nur aufmerksam lesen müssen – über ein
paar Seiten hinaus.
Herta Müller gehört zu jenen Personen des Öffentlichen
Lebens,
die anderen gerne den Spiegel vorhalten,
die schrill aufschreien, wenn sie andere quasi auf frischer
Tat ertappen –
in flagranti wie
jüngst beim ICR in Berlin!
Haltet den Dieb?
Wie aber verhält es sich mit
ihrem eigenen lückenhaften Curriculum und mit den dunklen Flecken dort?
Ist ihre gut kaschiere Vita wirklich ohne Makel?
Und weshalb bleibt so manches dem kritischen Auge der
Öffentlichkeit verborgen?
Als strenger Wissenschaftler, der den
Sachen auf den Grund geht, bevor er Verschwörungstheorien
darüber entwirft oder weitere Gerüchte in Umlauf bringt, wollte ich es
selbst herausfinden, als ich im Oktober Anno Domini 2006 bei meinen Recherchen
zur „Symphonie der Freiheit“ auf manche Ungereimtheit und viele offenen Fragen
stieß.
Also suchte ich den Kontakt zum Rowohlt-Verlag, der einige
Bücher Herta Müllers gedruckt hatte und ließ ihr eine „Anfrage“ übermitteln,
die bis zum heutigen Tag unbeantwortet bleiben sollte.
Weshalb antwortet Herta Müller nicht?
Weshalb versteckt sich Herta Müller überhaupt?
Weshalb hat sie keine Postanschrift? Kein Telefon? Kein Fax?
Keine öffentliche Emailadresse?
Dies, im Zeitalter der Elektronik mehrere hundert Jahre nach
der Aufklärung? Wer will ihr etwas anhaben?
Wer verfolgt sie?
Was soll dieses Getue, diese Mystifikation um ihre Person –
und dieses Versteckspiel?
Wer „Offene Briefe“ schreibt und andere darin heftig
angreift, der sollte das nicht aus dem Verborgenen heraus tun – wie
Heckenschützen aus dem Busch! Um nichts
Unredliches in die Welt zu setzen und um alle Missverständnisse a priori zu
vermeiden, schrieb ich Herta Müller am 10. 10. 2006 folgendes:
„Sehr geehrte Frau Müller,
Ihr Verlag war so freundlich, den
Kontakt zu Ihnen herzustellen.
Ich habe einige Ihrer Bücher gelesen und
rezipiere sie in einer Publikation, die ich in absehbarer Zeit veröffentlichen
werde. Ich schreibe an einem Werk, das von der Konzeption her ein
wissenschaftlich fundiertes Werk ist, sich aber der literarischen Form bedient,
also zwischen Belletristik und Sachbuch angesiedelt ist.
Nachdem ich schon seit Monaten keinen
Kontakt zu Ihnen bekommen konnte, ich habe W. Totok angesprochen, mit dem ich
in Diskussion bin und Dr. Sienerth, der eines Ihrer Gespräche veröffentlicht
hat, melde ich mich direkt bei Ihnen.
Ich habe viele Fragen.
Ein Gespräch wäre mir sehr willkommen,
auch ein Telefonat, in dem einiges erörtert werden könnte.
Wer bin ich – ein ehemaliger Dissident
aus Temeschburg / Sackelhausen, ein Nachbar von Ortinau. Ich habe 1979 die
Freie Gewerkschaft SLOMR in Temeschburg gegründet, organisiert, war 6 Monate in
Haft, bin 3 Jahre von Pele verhört worden.
Nach meiner Ausreise 1979 habe ich als
Sprecher der SLOMR das Regime in Bukarest über die CMT und BIT der UNO
verklagt. (Dokumentation im Internet).
Über dieses Thema schreibe ich ein Buch.
Die Geschichte der Bewegung mit autobiographischen Rückblendungen in die Welt
der Kindheit nach Sackelhausen, über die Jugend in Temeschburg, über den
AMG-Kreis, über Literatur, über Literaturrezeption, über Dissidenz, über
deutsche Identität, über Heimat etc.
Von mir liegt die Monographie vor:
Lenau. Leben – Werk – Wirkung, Heidelberg 1989.
Mehr über mich finden Sie im Internet
unter gibsonpr.de
Die Auseinandersetzung mit der Materie
implizierte notwendigerweise die Berücksichtigung Ihres Werkes, speziell der
Niederungen bzw. Herztier in welchen ähnlich erlebte Phänomene anders
dargestellt werden.
Ich habe einige Ihrer Thesen mit in die
Diskussion aufgenommen. Dabei interessieren mich neben literaturästhetischen
Fragestellungen vor allem die Aspekte der Dissidenz, vor allem jene vor Ihrer
Ausreise.
Was war Ihnen und Richard Wagner bzw.
anderen aus der Gruppe an konkreter regimekritischer Opposition und Dissidenz
möglich?
Welche Aktionen fanden konkret statt?
Ich zitiere ein Dokument, ich welchem Sie
noch 1985, als Rumänien am Boden lag, die Führungsrolle der RKP anerkennen.
Sind Sie gefoltert worden?
Was ist Mythos?
Was ist Wahrheit?
Wo beginnt die Fiktion?
Manche Werke sind nur mit dem
entsprechenden Hintergrund zu verstehen.
Sie sind angefeindet worden.
Auch mir haben einige Sachen aus
Niederungen Bauchschmerzen bereitet und einige schlechte Nächte. – vielleicht
reden wir darüber?
Ich will nicht ungerecht rezipieren und
Gehässigkeiten verbreiten.
Deshalb ist Aufklärung notwendig.
Ich gehe davon aus, dass Sie einiges in
Ihrem späteren Werk zurechtgerückt haben.
Trotzdem, es bleiben viele Fragen –
vielleicht kommunizieren wir darüber, bevor mein Buch erscheint.
Sollten Sie sich nicht melden, werde ich
Ihre Haltung akzeptieren.
Ich habe das rezipiert, was mir
erreichbar und möglich war.
Mit der Landsmannschaft habe ich nichts
zu tun.
Es würde mich freuen, wenn Sie aus der
Anonymität heraustreten würden und mit mir als einem Ihrer Leser reden würden –
mit besten Wünschen
Carl Gibson
P.S. Ich kannte zufällig eine H. Müller aus
Nitzkydorf. Eine Hilde.“
Frau Herta Müller, die noch zu einem
Zeitpunkt (1985) mit den Kommunisten paktierte, als ich die gleichen
Kommunisten des Diktators Ceausescu unter Lebensgefahr vom Westen aus
bekämpfte, fand es nicht angebracht, mir zu antworten.
Aus welchen Gründen auch immer.
Konziliant und an einem konstruktiven Dialog interessiert
hatte ich ihr meine ausgestreckte Hand gereicht – Sie wies sie zurück und
verschmähte sie nach dem bis dahin praktizierten Prinzip, den Fragenden nur das
mitzuteilen, was beliebt. Bei einer Diva mag das angehen, aber nicht bei einer
Person des Öffentlichen Lebens, die „moralische Anliegen“ verfolgt und eine „moralische
Integrität“ für sich beansprucht.
Der Rowohlt-Verlag bestätigte mir umgehend die Zuleitung
meines Emails, das ich spontan in den Rechner geklopft hatte. Auf eine Antwort
warte ich noch heute.
Herta Müller redet nicht direkt mit
mir, nur mittelbar über Richard Wagner, der mir – wie oben deutlich wurde –
ihre Droh-Botschaften mit bestellt, als Ihr Manager oder Pressesprecher
vielleicht, auf seine Art satirisch-polemisch, wie er meint und mit
Titulierungen wie „Trittbrettfahrer“, „Internet-Stalker“ und angeblicher
„Philosoph“. Darauf
habe ich vielfach geantwortet – als Geist und Autor, nicht über Anwälte und
Gericht.
An Herta Müller hatte im Telegrammstil geschrieben und kurz
deutlich gemacht, wer ich bin: ein ehemaliger Bürgerrechtler und als Literat.
Vor allem aber als ein Charakter, der als kritischer Staatsbürger Klarheit
sucht und jedes Missverständnis a priori vermeiden will.
Trotzdem blieb jede Reaktion aus.
Was befürchtete Herta Müller?
Die Wahrheit vielleicht, nach ihrem gern zitierten Motto:
Lügen haben kurze Beine, die Wahrheit
hat keine!?
Warten wir es ab – wie im Märchen!
Die gute Sonne bringt es an den Tag und klärt auf, wer den
Drachen tatsächlich erschlagen hat und wer dann im fernen Land die Zunge des
Ungeheuers vorgezeigte!
Wer schmückte sich mit fremden Federn?
Und wer war der eigentliche „Trittbrettfahrer“ der Dissidenz?
Der Antikommunist aus der Gefängniszelle? Oder der
staatsloyale RKP-Genosse aus Perjamosch?
Er und die damalige Gattin Herta
Müller trugen das totalitäre System lange Jahre unkritisch mit, um erst vom
sicheren Hafen Berlin aus aufzumucken, nachdem die Haut gerettet war – post
festum?
Sie stärkten die Reihen der Kommunisten – selbst
geistig-moralisch, indem sie nicht widersprachen und sich fördern ließen – die
Front jener Willkürherrscher und Staatsverbrecher, die uns Oppositionelle
verhaften, verurteilen, ins Gefängnis werfen oder sogar umbringen ließen.
Alles vergessen?
Alles Schnee von gestern?
Spaltung oder Versöhnung?
Als ich Herta Müller zum ersten Mal im deutschen Fernsehen
anlässlich einer Preis-Entgegennahme (wohl für „Niederungen“) sah, gewahrte ich
eine weibliche Person mit den Allüren einer Primadonna assoluta – und als ich
sie dann auch reden, schimpfen und andere beleidigen hörte, fühlte ich mich in
die Welt der Bierkutscher und Droschkenfahrer versetzt, die etwas von dem
Jargon der Gosse wiedergeben, mit dem sie täglich konfrontiert werden.
Die Kommunistische Partei und die Securitate, die ihr
Büchlein gnädig zur Veröffentlichung freigaben, hatten Sie genauso gnädig in
die Bundesrepublik reisen lassen, damit sie dort lauthals gerade die im Exodus
geschröpften Landsleute als „faschistoide“ Gesellen stigmatisiert und selbst in
der Bundesrepublik ausgrenzt.
Diese Un-Saat wirkt noch heute – und schafft auch heute noch
böses Blut und Unfrieden.
Als im Jahr 1987 Herta Müller und Richard Wagner in der
Bundesrepublik landeten, in einem Land, dem sie lange Jahre mehr als skeptisch
reserviert gegenüber standen und bald darauf auch noch als „Dissidenten“ gegen
das Ceausescu-Regime apostrophiert, inszeniert und bald auch etabliert wurden,
fragte ich mich:
Was haben die beiden“ Roten Socken“
mit antikommunistischer Dissidenz zu tun?
Das frage ich mich auch noch heute!
Die Beweise für eine angebliche regimekritische, gar „antikommunistische
Haltung“ blieb das kommunistenfreundliche Ehepaars bis heute schuldig.
Heute, im Herbst 2010, weiß ich aus zuverlässiger Quelle,
dass Herta Müller sich im Jahr 1979 aus dem zusammen mit ihrem ersten Ehemann
Herbert Karl eingereichten Ausreiseantrag in die BRD aus eigenem Entschluss
zurückzog.
Damals reiste ich in die Bundesrepublik ein, unmittelbar aus
dem Gefängnis heraus. Sie kam lange danach mit ihrem zweiten Ehemann Richard
Wagner im Jahr 1987, nachdem Ceausescus „Titanic“ den Eisberg gerammt hatte.
Auch das ist längst vergessen und weg retuschiert.
Anlagen:
War Herta Müller eine Nutznießerin des Ceausescu- Regimes?
©Carl Gibson. Alle Rechte vorbehalten.
Anlagen:
Bald nachdem der Nobelpreis für Literatur an Herta Müller vergeben worden war (2009) schrieb ich folgendes:
ARD-Seite:
Kommentare
Freie Meinungsäußerung oder Maulkorb für Kritiker
Fr, 11.12.2009 - 15:15 — Carl Gibson
Befinden wir uns auf dem Weg in eine Meinungsdiktatur?
Bekanntlich geht die Gängelung der freien Meinung der Errichtung einer eigentlichen Diktatur voraus.
Die Literatur-Nobelpreis-Kandidatur Herta Müllers wurde protegiert und massiv gestützt, während kritische Fragen zur Vita der Autorin vor 1987 abgewürgt und gestoppt wurden.
War Herta Müller eine Nutznießerin des Ceausescu- Regimes?
War sie vor ihrer Ausreise 1987 systemloyal?
Weshalb durfte sie 1984 in die BRD reisen?
Und ihr damaliger Gatte, der Dichter Richard Wagner, damals Mitglied der Rumänischen Kommunistischen Partei, ebenso?
Beide kehrten freiwillig in Ceausescus Diktatur zurück.
Weshalb?
Fragen wie diese konnten im Vorfeld nicht beantwortet werden, weil die Debatte darüber abgewürgt wurde - z. B. in der Wochenzeitung DIE ZEIT vom 23. Juli 2009 –
in dem H. Müller Artikel "Die Securitate ist noch im Dienst".
Kritische Journalisten haben es versäumt, Fragen zu stellen, etwa die Frage,
weshalb Herta Müller von "Hass" motiviert gegen ihre deutschen Landsleute aus dem Banat 1982 anschrieb,
gegen die "deutsche Gemeinde" dort im Debutwerk "Niederungen",
weshalb sie sich von Kommunisten ehren ließ
und weshalb sie sich als "doppelt" Verfolgte ausgab,
obwohl sie nie im Widerstand war.
Müller wird hier als Dissidentin wahrgenommen, auch in der ARD, obwohl sie nie eine antikommunistische Dissidentin war.
Ihre Ceausescu- Kritik begann vom sicheren Hafen Berlin aus nach 1987 und erfolgte im literarischen Werk in welchem Fiktion und Realität vermischt werden. Das führt zur Verfälschung historischer Fakten wie der Realität und trägt nicht zur Vergangenheitsbewältigung bei, ganz im Gegenteil,
das schafft nur Verwirrung und böses Blut zwischen den Völkern und Individuen.
Es ist höchste Zeit, dass die ARD eine Podiumsdiskussion einberuft, wo auch die echten Widerständler gegen Ceausescu zu Wort kommen bzw.
wo die Realitäten der Diktatur realistisch dargestellt und analysiert werden.
Bisher ist eine Diskussion zur Frage einer moralischen und politischen Integrität nicht geführt worden.
Da der Nobelpreis aber von ethischen Zielsetzungen ausgeht, muss man sich fragen,
ob dem
Moralischen nicht Priorität vor dem Ästhetisch- Literarischen einzuräumen ist.
Carl Gibson, ehemaliger Bürgerrechtler und politischer Häftling,
Autor von: Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu- Diktatur,
2008.Im Internet unter: http://www.gibsonpr.de/
Der Link dazu:
Der Link ist nicht mehr aktiv. Die offenen Fragen sind geblieben.
Nach der Nobelpreis- Ehrung in Stockholm ging die Enttarnung und Abrechnung mit sogenannten IMs der Securitate weiter.
Die Denunziation nahm ihren Lauf – die Fälle „Voicu“ ( angeblich Franz Schleich“, „Gruia“ (angeblich Peter Gross), „Filip“ (angeblich Horst Fassel), „Stein“ (angeblich Oskar Pastior), „Moga“ (angeblich Claus Stephani) etc. wirbelten in der Presse und im Fernsehen viel Staub auf, während noch nie über aktive politische Dissidenz und Opposition gegen das Ceausescu- Regime im Eernsehen berichtet wurde.
Herta Müller und ihr ehemaliger Gatte Richard Wagner erhielten ihre „Bühne“ zur persönlichen Vendetta, während die aktiven Bürgerrechtler noch nie Gehör fanden.
Ganz im Gegenteil.
Ehemalige Mitglieder der Rumänischen Kommunistischen Partei des Diktators Ceausescu bekommen hier in der BRD die Möglichkeiten der Selbstdarstellung bei Veranstaltungen und im Fernsehen, während die echten Oppositionellen und Kommunismus-Kritiker weiterhin zum Schweigen verdammt sind.
Zweierlei Maß?
Und noch schlimmer –
wer gegen die ehemaligen Kommunisten angeht, aufklärt, der wird sogar noch der „Securitate“ oder der Mafia zugeordnet,
teils in plumper Polemik,
die immer noch im Internet abrufbar ist,
u. a. unter:
Lügen und rücksichtsloses Vorgehen ist inzwischen in der sozial-darwinistisch unmoralischen und raubtierkapitalistischen Gesellschaft ein Erfolgsrezept.
Die „bestia triumphans“ des Cesare Borgia als Typus des machiavellistischen Machtmenschen lässt grüßen.
Lassen wir es nicht zu, dass aus den vielen kleinen Lügen wieder große Lügen werden, jenseits von Ethos und Moral.
Die ehemaligen Mitglieder der Rumänischen Kommunistischen Partei wollen heute gerne vergessen, dass es ihre Partei war, die der "Securitate" die verbrecherischen Befehle gab - wie die SED der Staatssicherheit in der DDR - und dass es ohne "Mitglieder" der Kommunisten-Partei keine verbrecherischen Befehle gegeben hätte.
Diese Botschaft ist in gewissen Köpfen noch nicht angekommen.
Totzdem spielen sich die Paktierer mit den Roten heute als die Guten und Gerechten bzw. als die Hüter der Moral auf.
Zentrale der Rumänischen Kommunistischen Partei (RKP)
des Diktators Nicolae Ceausescu in Temeschburg (Timisoara)
Noch 1984 appellierten Herta Müller, Richard Wagner (als Mitglied) und weitere Literaten an die Partei und forderten Privilegien ein, u. a. Westreisen, während Herta Müller gerade in der BRD bzw. in Paris weilte.
Sitz und Folterkammer der "Securitate" am Leontin-Salajan-Boulevard in Temeschburg.
Wir Oppositionellen und Regimekritiker saßen mehrach unten in den Arrestzellen, bevor wir ins Gefängnis Popa Sapca nebenan eingeliefert wurden. (Nach der SLOMR-Gründung)
Diese Botschaft ist in gewissen Köpfen noch nicht angekommen.
Totzdem spielen sich die Paktierer mit den Roten heute als die Guten und Gerechten bzw. als die Hüter der Moral auf.
Mehr zum Thema Kommunismus hier:
zur kommunistischen Diktatur in Rumänien -
über individuellen Widerstand in einem totalitären System.
im Februar 2013 erschienen.
Das Oeuvre ist nunmehr komplett.
Alle Rechte für das Gesamtwerk liegen bei Carl Gibson.
Eine Neuauflage des Gesamtwerks wird angestrebt.
Fotos von Carl Gibson: Monika Nickel
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