Montag, 14. Januar 2013

Ion Caraion - Stimme der Freiheit und nationales Gewissen?


Vor Lausanne: Gedanken an Ion Caraion - Stimme der Freiheit und nationales Gewissen? Eine Apologie!



Zum Glück brauchst du Freiheit, zur Freiheit brauchst du Mut. Perikles


Hier lebte seit einiger Zeit Ion Caraion, einer der großen Lyriker und Essayisten Rumäniens, der gerade erst zum Verlassen seiner Heimat gedrängt worden war. Nachdem wir uns vor einiger Zeit im literarisch-politischen Umfeld kennengelernt hatten, tauschten wir jetzt Briefe aus und Ideen.

Caraion war gerade damit beschäftigt, einen Essay für die von mir mitkonzipierte und kaum erst in die Welt gesetzte Kulturzeitschrift nomen zu verfassen. Mir schwebte ein Beitrag vor, in welchem die großen, schon etablierten Namen des rumänischen Exils im Mittelpunkt stehen sollten; von der Koryphäe Mircea Eliade, dem auch die Hauptlast der Kulturrepräsentanz der Rumänen im Westen aufgebürdet worden war, über den eigenwilligen Cioran, der nicht mehr rumänisch schrieb und sich auch von den Geschicken seines Herkunftslandes innerlich gelöst hatte, bis hin zu dem schwer greifbaren, doch sympathischen und politisch für die Sache des Ostens sehr engagierten Ionesco. Aus diesen Vorgaben schuf Caraion den Essay Der Konflikt zwischen dem Bleibenden und dem Vergehenden und somit den gemeinsamen Versuch, mit einem entsprechenden Auftakt den Kulturbeitrag der Rumänen zur europäischen Geistesgeschichte der Neuzeit in das Bewusstsein einer breiteren Allgemeinheit zu rücken - als Paukenschlag.

Wie andere Schriftsteller, Dichter und Kulturschaffende aus dem ehemaligen Ostblock verstanden auch wir uns als Brückenbauer und Mediatoren zwischen den Kulturen und konzentrierten uns dabei auf die Vermittlung von Themen, die im Westen nicht ganz präsent waren. Mein frühes Lenauporträt in nomen tendierte in die gleiche Richtung. Caraion, ein Meister des literarischen Essays, ging noch über meine Anregungen hinaus und plante die Ausweitung seines Beitrags zu einem größerem Projekt als Serie mit einem vertieften literaturhistorischen Einstieg, beginnend mit Tristan Tzara und anderen frühen Exilsschriftstellern bis hin zu Paul Celan, den er mit entdeckt und als Freund gefördert hatte. Über den Protagonisten des Absurden Eugène Ionesco, über den Mythenforscher Mircea Eliade und den Radikalskeptiker Emil Cioran, der aufgrund früherer reaktionärer Denkweisen bei vielen Intellektuellen in Ungnade gefallen war, also über weitgehend etablierte Namen, die als Persönlichkeiten der Geistesgeschichte, doch nicht als Rumänen bekannt waren, wollte er später noch vertieft eingehen.



Am Präsidentenpalast in Bukarest






Carl Gibson,

Symphonie der Freiheit


Widerstand gegen die Ceauşescu-Diktatur



Chronik und Testimonium einer Menschenrechtsbewegung in autobiographischen Skizzen, Essays, Bekenntnissen und Reflexionen,

Dettelbach 2008, 418 Seiten, Foto: Carl Gibson


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