Montag, 13. Mai 2013

Herta Müller erfindet sich selbst neu – Fiktion und Faktion,


2. Herta Müller erfindet sich selbst neu – Fiktion und Faktion


Herta Müllers ZEIT-Artikel „Die Securitate ist noch im Dienst“ in kritischer Relecture drei Jahre nach dem Nobelpreis


Über „unsauberen Journalismus“ als Mittel zum Zweck in Deutschland und über das fragwürdige Ethos mancher Redakteure und Autoren



                                               Motto:

                                               Was man schwarz auf weiß besitzt,

                                               kann man getrost nach Hause tragen.

                                               J. W. von Goethe, Faust I

Es gibt Veröffentlichungen, die über das Sein oder Nichtsein entscheiden, Schlüsselartikel, die, wenn alles seine Richtigkeit hat, das Watergate eines Autors bedeuten können bis hin zum endgültigen Waterloo und darüber hinaus auch noch das Watergate des Mittels, das ihm zum Zweck verhelfen will.

Ein Artikel dieser Art ist Herta Müllers konfuse Selbstdarstellung „Die Securitate ist noch im Dienst“ in drei unterschiedlichen Varianten veröffentlicht zunächst in dem Wochenmagazin DIE ZEIT vom 31. Juli 2009, wenige Monate vor der Vergabe des Nobelpreises für Literatur an die Kandidatin der Bundesrepublik Deutschland Herta Müller, die still und leise bzw. fernab der Öffentlichkeit von ihrem Anhänger und Förderer Michael Naumann (SPD) für die hohe Ehrung nominiert worden war, nachdem bereits die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU über die Verleihung ihres Literaturpreises 2004 an die kontrovers diskutierte Autorin ein Reinwaschen der seinerzeit systemloyalen Literatin betrieben hatte.

Schon die Nominierung Herta Müllers fernab der Öffentlichkeit und ohne Debatte ist ein Skandal. Der Großverlagsmanager und streitbare Politiker Michael Nauman hat seine Kandidatin durchgeboxt und durch sein „Fait accompli“ eine mehrfache „Win-Win-Situation“ geschaffen, die Fragen nach der „moralischen Integrität“ und Glaubwürdigkeit von Herta Müller zu sekundären Phänomenen reduziert, bisweilen unwichtig erscheinen lässt. Um es vorweg zu nehmen: Das „Cui bono“ beantwortet alles.

Trotzdem kann die Integrität eines Nobelpreisträgers nicht unter den Teppich gekehrt werden, da der ethisch definierte Nobelpreis ein Wert an sich ist und kein Mittel zum Zweck, kein Mittel zum großen Geschäft oder zur Durchsetzung politischer Interessen im Geist einer Staatsraison. Also kommt es darauf an, in einer minutiösen Beweisführung darzulegen, dass die einst bundesrepublikkritische Autorin in zentralen Punkten weder intellektuell redlich, noch innerlich wahrhaftig ist, Unwahrheiten verkündet und so weite Teile der deutschen Öffentlichkeit bewusst täuschte und immer noch täuscht.

Herta Müllers unorganisch zusammen geschusterter Securitate-Artikel in drei unterschiedlichen Varianten mit diversen plumpen Lügen in geballter Form ist an sich ein klassisches Eigentor, ein entlarvender Fauxpas, der sie eigentlich schriftstellerisch Kopf und Kragen hätte kosten müssen, wenn es denn bei der ZEIT sowie in der deutschen Öffentlichkeit normal und mit rechten Dingen zugegangen wäre.

Doch es kam anders.

Wo echte Aufklärung und Vergangenheitsaufarbeitung angesagt gewesen wäre, wurde gezielt verschleiert vertuscht. Der gesamt Artikel in drei unterschiedlichen Varianten in schlechtem Deutsch, zum Teil sogar in unprätentiöser Umgangssprache erscheint wie ein missglückter Versuch, sich forciert eine Legende erfinden zu wollen, eine oppositionelle Vergangenheit als antikommunistische Dissidentin, die eine Nominierung auch moralisch rechtfertigt, ja Herta Müller für die hohe Ehrung in Stockholm geradezu prädestiniert.

Wer etwas von der Materie versteht, wird bei all diesen aufgetischten, tolldreisten Geschichten mit diversen nichtverifizierbaren Behauptungen, Unterstellungen, Anklagen bedenklich den Kopf schütteln. Bereits ein Mindestmaß an gesundem Menschenverstand und logischem Denken reicht aus, um die zahlreichen Widersprüche zu erkennen, in die sich die Autorin verstrickt, indem sie dichtet und erfindet, statt eine Materie realistisch zu beschreiben und nachvollziehbar zu argumentieren.

Logisch fundiertes, wissenschaftlich stringentes Agieren ist Herta Müllers Stärke nicht. Sie hat sich längst daran gewöhnt, dass ihr bisweilen unkritisches wie apolitisches Lesepublikum ihre bunten Mischungen aus „Fiktion und Faktion“ hinnimmt, ihre Irrationalismen und Mystifikationen in dadaistischer Form, ohne nach dem tatsächlichen Wahrheitsgehalt des Dargestellten zu fragen.

Also beschreibt Herta Müller „erstmals ihre Erfahrungen mit dem Terror“, indem sie auf bewährte Weise weiter dichtet, erfindet, mythisiert, um die Deutung den – mit dieser Art Literatur und Faktenpräsentation oft überforderten – Literatur-Kritikern zu überlassen.

Dort, wo keine Vergangenheit ist, erfindet Herta Müller eine aus ihrer Imagination heraus ohne Rücksicht auf historische Wahrheiten und tatsächliche Gegebenheiten, wohl wissend, dass kaum einer sich die Mühe machen wird, ihren wirren Artikel aufmerksam zu lesen oder gar ihre Phantastereien und Münchhausiaden kritisch überprüfen zu wollen. Nach ihren bisherigen Erfahrungen mit der deutschen Presse und der deutschen Literaturkritik kam sie mit ihrer Sicht der Dinge durch, ohne dass massiv widersprochen worden wäre, trotz manchem „Geschmäckle“ – wie es im Schwäbischen heißt, wenn etwas krumm ist oder - und Naserümpfen im Verborgenen hinter vorgehaltener Hand.

Offener Protest gegen Herta Müllers verzerrte Realitätsdarstellungen in ihrer Belletristik blieb ebenso aus wie notwendige Konsequenzen. Einige Hunde bellten zwar, doch der Bär zog unbeirrt weiter.

Die aufklärenden Richtigstellungen weniger Zeitzeugen mit konkreter Securitate-Folter- und Haft-Erfahrung in der rumänischen Diktatur wurden bisher überhört und ignoriert, einfach deshalb weil die echte Opposition gegen den Kommunismus in der rumänischen Diktatur hier in Deutschland eigentlich nicht interessiert und deshalb auch nie wissenschaftlich aufgearbeitet wurde, aber auch deshalb, weil die so genannten Wissenschaftler rumänischer und rumäniendeutscher Herkunft – heute in Amt und Würden, doch mit moralischem „Dreck am Stecken“ - weiter an ihren Pöstchen klebend schwiegen, um sich nicht etwa aufklärend selbst zu belasten.

Den moralischen Vorwurf, bei Herta Müllers plump vorgetragenen Lügen bis zum heutigen Tag – trotz besseren Wissens - geschwiegen zu haben, müssen sich all jene Institutsleiter, Vereinsgeschäftsführer, Historiker, Journalisten und Autoren gefallen lassen – und ich werde nicht müde werden, diesen ins Gewissen zu reden und ihnen den „moralischen Spiegel“ vorzuhalten.

Das „Ecrasez l‘infame“, des Aufklärers Voltaire und das „J´‘accuse“ des naturalistischen Realisten Emile Zola gelten auch heute noch, so wie ich es in der „Symphonie der Freiheit“ formulierte.

Herta Müller hat meine öffentlich gegen sie vorgebrachten kritischen Argumente zur Kenntnis genommen und beschlossen, einen Gegenbeweis vorzulegen, nicht zuletzt als Rechtfertigung ihrer – aus meiner Sicht höchst fragwürdigen – Nominierung für den Nobelpreis.

Werfen wir also noch einmal – mehr als nur einen oberflächlichen- Blick auf diesen sonderbaren inzwischen in drei unterschiedlichen Varianten vorliegenden Artikel, der – quasi als Katalysator der Literatur-Nobelpreis-Entscheidung in Stockholm – trotz unausgegorener Form in außergewöhnlicher Dimension in die Kolumnen des ZEIT-Magazins gerückt und gleichzeitig auch im Internet auf DIE ZEIT Online zunächst textidentisch publizierte wurde.

Was war so wichtig?

Die neue alte unvollständige Vita?

Die neuen Mythen und Legenden?

Die von langer Hand vorbereiteten, ja sogar angekündigten Denunziationen so genannter IMs der Securitate?

Die ominöse Akte „Cristina“?

Oder der Drang aufzuklären und der Wille, weiter massiv zu verschleiern?

Da Herta Müller aus nahezu jedem Müll ein Büchlein zu machen versucht, wurde dieser einmalige Schandartikel auch noch in einer dritten Variante veröffentlicht – als „Buch“ (man höre und staune!) – unter den Titel „Cristina und ihre Attrappe oder Was (nicht) in den Akten der Securitate steht.“

Dieses Witzbuch ist eine klassische Mogelpackung, denn es besteht praktisch nur aus dem marginal korrigierten Text des zweifach veröffentlichten ZEIT-Textes und wurde aus Rechtfertigungsgründen nach der Nobelpreisverleihung in die Welt gesetzt, um weiter zu desinformieren wie bisher.

Wer dieses „Buch“ erwirbt, in der Hoffnung, die Titelbotschaft werde eingelöst werden und man werde darin mehr darüber erfahren, was „nicht“ in der Securitate-Akte Herta Müllers steht, wird bitter enttäuscht werden. Da er nichts Essenzielles und Weiterführendes darin finden, kommt die Anschaffung einer Verschwendung gleich. Das gute Geld wurde zum Fenster hinaus geworfen.




Aus: Carl Gibson, „Die Zeit der Chamäleons“ -



Aphorismen, Reflexionen, Maximen, Sentenzen, Ideen, Essays






zur Literatur, Philosophie und Geistesgeschichte und Kritisches zum Zeitgeschehen

Motto:




Zum Sinn der Philosophie heute

Philosophen sollen reden und schreiben,
Philosophen sollen Fragen aufwerfen und Antworten anbieten,
sonst ist ihr Denken umsonst!

Das – sprichwörtliche – Schweigen der Philosophen ist ein Irrweg.

Das Schweigen der Denker nützt nur den Mächtigen.

Mehr zur "Philosophie" von Carl Gibson in seinem Hauptwerk (in zwei Bänden),
in:

"Symphonie der Freiheit", (2008)

sowie in dem jüngst erschienenen

 "Allein in der Revolte". Eine Jugend im Banat, (2013)



 




Philosoph und Zeitkritiker Carl Gibson

Weitere Aphorismen, Reflexionen, Maximen, Sentenzen, Ideen und Essays werden auf diesem Blog folgen.


Copyright: Carl Gibson
Fotos von Carl Gibson: Monika Nickel






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